Interview mit Martin Mosch
Martin Mosch, Typograf, Designer und Dozent, vereint in seinem Werk »Die typografische Komposition« seine langjährige Expertise in der Gestaltung und Lehre. Mit einem tiefen Verständnis für die handwerklichen und ästhetischen Grundlagen der Typografie vermittelt er ein praxisnahes System, das Kreativität und Effizienz im Designprozess miteinander verbindet.
Die Antriebsfeder war ganz klar die Idee, das über einen langen Zeitraum an Studierende vermittelte Wissen und die in meinen Seminaren eingesetzte didaktische Methodik in einem Buch zu bündeln. Dabei wollte ich möglichst umfassend das Thema Typografie und Komposition kleinschrittig erklären. Denn: Ich habe selbst früh in der Praxis gemerkt, dass es auch in einer kreativen Disziplin nicht nur viele Regeln gibt, sondern auch ›Rezepte‹, Vorgehensweisen und Kompositionsmethoden, die jeden angehenden Designer oder jede angehende Designerin auf ein höheres Level heben. Die viel zitierte Angst vor dem leeren Blatt Papier (oder der unbespielten InDesign-Datei) ist damit komplett überflüssig. Es gibt tradierte Methoden der ›Spieleröffnung‹ und auch neue, sehr stringente Ansätze. Und wer die Klaviatur der visuellen Geschmacksverstärker beherrscht, wird ganz schnell auf kluge und innovative grafische Lösungen kommen. In Verbindung mit der Fähigkeit des genauen Hinschauens und des Erkennens ist der/die Typograf:in/Grafikdesigner:in schon sehr gut aufgestellt.
Es ist klug, stets das gesamte, zu verarbeitende ›Material‹ zu sichten und hierarchisch zu strukturieren. Wenn die Funktionen der Elemente und der inhaltlichen Ebenen klar definiert sind, kann eine Navigation entwickelt werden, die vorgibt, wie das Auge geleitet werden sollte. Diese Navigation kann dann kompositorisch umgesetzt werden. Das klingt bis hierher sehr technisch. Durch ein gezieltes Aufbrechen bestimmter Momente und ein gekonntes gestalterisches Finetuning wird die Arbeit letztlich visuell feinsinniger und elaborierter. So entsteht am Ende eine grafisch starke, frische Komposition, die dem spezifischen Inhalt jedoch immer gerecht wird.
Ich denke, beide bedingen einander. Nur wer die Tradition kennt, kann mit ihr gestalterisch ›spielen‹ und sie weiterentwickeln. In den bildenden Künsten (im Handwerk im Übrigen auch) ist das recht ähnlich: Erst erfolgt die Grundausbildung, dann das Loslassen, Anwenden und Ausbrechen. Gerade in der Typografie haben wir viele Gesetzmäßigkeiten, die es braucht, um mit unserem Werkstoff, den Lettern, Großartiges zu leisten. Dieses Wissen führt jedoch automatisch auf eine Ebene, die nach neuen, innovativen Lösungen verlangt. Designer wie Vaughan Oliver oder David Carson haben das typografische Kommunikationsdesign in den 90ern um viele Aspekte bereichert – und sind deshalb immer wieder kopiert worden. Gestaltung ist immer auch ein Stück weit emotional und muss sinnlich agieren.
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Digital Co-Creation: Inspiration im Zeitalter von Daten und KI
Freut euch auf einen spannenden Deep Dive mit Cedric Kiefer, Co-Founder und Creative Lead von onformative. Gemeinsam erkunden wir, wie Mensch und Maschine als Partner in der Kunst zusammenwirken können und welche neuen Wege sich durch KI in der Kreativ-Branche eröffnen.