Designer*innen formen unsere Welt, inspirieren zu einem neuen Bewusstsein und können Vorbilder sein. Pia Weißenfelds Buch bietet praxisnahe Anleitungen, um Print- und Webprodukte konsequent nachhaltig zu gestalten. Es vermittelt Einblicke in nachhaltige Designprozesse, fördert ökologische Produktionsweisen und gibt Tipps, wie man Ressourcen schonen kann. Das Buch selbst ist ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit, mit umweltfreundlichem Druck und dem Blauen Engel UZ 195.
Interview mit Pia Weißenfeld
Ich habe 2020 bereits ein E-Book über nachhaltiges Grafikdesign mit dem Titel „Changemaker Workbook“ geschrieben und selbst vertrieben. Danach wurde ich immer wieder gefragt, ob ich mir denn nicht vorstellen könnte mein ganzes Wissen zu diesem Thema in ein richtiges Buch zu verschriftlichen. Die Antwort war immer „Jein“. Einerseits fand ich die Vorstellung gut, andererseits wusste ich, wie schwer es ist an einen Verlag zu kommen. Der Selbstverlag kam für mich nicht in Frage. 2022 habe ich mir dann einmal final gesagt, dass ich kein Buch schreiben werde, ohne einen Verlag an der Hand zu haben. Diese Entscheidung brauchte ich, um diesen offenen Gedanken in meinem Kopf einen richtigen Platz zu geben. Ohne zu wissen, wie sich die Dinge kurze Zeit später fügen werden. Denn zwei Wochen später hatte ich die Anfrage vom Rheinwerk Verlag in meinem Postfach. Es war relativ schnell klar, dass ich das Angebot annehmen möchte und nachdem alles offiziell wurde, habe ich dann knapp ein Jahr an dem Buch geschrieben. Vieles in dem Buch stammt jedoch auch aus den vorherigen drei Jahren meiner Selbstständigkeit. Die Zusammenarbeit mit meinen Kund*innen, die Herausforderungen, denen ich begegnet bin, die schönen Projekte, die ich abgeschlossen habe und die vielen tollen Menschen, die ich kennengelernt habe, sind alle auf die eine oder andere Weise vertreten. Neben der Vermittlung von ganz viel konkretem Wissen natürlich.
Eine Herausforderung ist auf jeden Fall der Preis. Die Mehrkosten in der Produktion von vor allem nachhaltigen Druckprodukten sind für viele abschreckend oder sogar ein großes Hindernis. Pandemien, Kriege und Krisen, die die Inflation fördern verstärken dieses Problem. Wobei man aber auch erwähnen muss, dass eine nachhaltige Produktion nicht immer nur teuer sein muss. Das Weglassen von kostspieligen und umweltschädlichen Produktionsschritten, kann auch Geld einsparen. Zusätzlich sehe ich eine Herausforderung darin, dass Nachhaltigkeit nicht in der Tiefe verstanden und dann auch nicht im gesamten Designprozess verortet wird. Wer sich erst kurz vor der Produktion Gedanken um Nachhaltigkeit macht, hat bereits viele Stellschrauben verpasst und läuft Gefahr, durch die späte Thematisierung nicht allen Ansprüchen einer nachhaltigen Produktion gerecht werden zu können. Gleichzeitig liegt also eine große Chance darin Nachhaltigkeit im gesamten Designprozess zu berücksichtigen.
Am wichtigsten ist es, dass sich Designerinnen erst einmal bewusst werden, wo sie überall in ihrem Berufsfeld Einfluss nehmen können. Das ist mehr als man denkt. Es geht bei der Art der Kundinnen los und zieht sich über die Zusammenarbeit mit Dienstleisterinnen, über die eigene Positionierung bis hin zu dem Austausch mit anderen Designerinnen. Dabei ist ausschlaggebend, dass Designerinnen Know-How aufbauen und, wie zuvor schon erwähnt, Nachhaltigkeit im gesamten Designprozess eingebunden und vermittelt wird. Umso besser diese Prozesse laufen und umso mehr alle beteiligten von diesen Prozessen profitieren, desto gefragter wird das Thema sein und sich weiter verbreiten.
Der Blaue Engel UZ 195 ist DAS Umweltzeichen für Druckerzeugnisse. Die Vergabe des Blauen Engels für Druckerzeugnisse, bedeutet, dass diese Produkte bestimmte umweltfreundliche Standards erfüllen müssen. Dazu gehören Kriterien wie der Einsatz umweltverträglicher Materialien, die Reduzierung von Emissionen während der Herstellung und der Gebrauchsphase, sowie die Förderung von Recycling und ressourcenschonender Produktion. Druckprodukte mit dem Blauen Engel tragen also einen erheblichen Teil dazu bei, die Umwelt zu entlasten. Druckereien, die dieses Label ausweisen können, sind zudem häufig auch eine gute Anlaufstelle für eine nachhaltige Druckproduktion und Beratung.
Ich rate Designerinnen, die sich für das Thema Interessieren, dass sie klein Anfangen sollen. Man muss nicht gleich alles von heute auf morgen perfekt machen. Nach und nach entsprechende Maßnahmen oder Änderungen in Prozessen einzuleiten ist viel wirksamer und langfristig durchführbarer, als alles von jetzt auf gleich zu 100 % umzustellen. Außerdem ist keine Perfektion möglich. Es wird immer Momente geben, in denen man Kompromisse machen muss. Dabei ist hilfreich sich einmal darüber im Klaren zu sein, wo man Kompromissbereit ist bzw. sein kann oder auch nicht. Gleichzeitig rate ich auch sich darüber im Klaren zu sein, für wen man arbeitet, sei es angestellt oder auch als Freelancerin. Wem man seine Energie und Kreativität verkauft, hat einen großen Einfluss. Wenn der bzw. die Arbeit- oder Auftraggeberin einen derart schlechten Einfluss auf die Umwelt haben, sollte man sich möglichst schnell nach Alternativen umschauen. Die Kreativität von Designer*innen ist meiner Meinung nach viel besser dort aufgehoben, wo sie gutes ausrichten kann, anstatt schlechtes anzurichten.